Fütterung der hungernden Wasservögel am Bodensee

Seegfrörni 1963: Futterloch für Wasservögel im Hafen Rorschach
Futterloch für Wasservögel im Hafen Rorschach

Die große Kälte setzt auch den Wasservögeln schwer zu. Weite Eisflächen bedecken die Uferzonen, und besonders sind es die Enten aller Arten, die nicht mehr «gründeln» können und schwer Hunger leiden. Bereits wurden ganz abgemagerte, erfrorene Wasservögel aufgefunden.

Die Fischzuchtgenossenschaft Rorschach hat unter der Leitung des kantonalen Fischereiaufsehers L. Baumgartner die Fütterung dieser notleidenden Wasservögel übernommen. Aus der Erfahrung des Fischereiaufsebers Ribi in Ermatingen, der seit Jahren die Fütterung der Wasservögel am Untersee zur Winterszeit besorgt, wird nun im Wasser aufgeweichte Gerste gefüttert, die von allen Wasservögeln gerne gefressen wird. Hunderte von Enten aller Art, Bleßhühner und Haubentaucher haben sich an den Futterplätzen eingefunden.

Seegfroerni 1963: Eisloch für Wasservögel im Hafen Rorschach. Photo: AlbertUhlig
Eisloch für Wasservögel im Hafen Rorschach

An den Kosten der Fütterung beteiligt sich die Stadt Rorschach wie auch der Kanton. Sollte die kalte Jahreszeit noch länger dauern, so muß noch mancher Sack Gerste hergebracht werden. Wir appellieren deshalb an das Publikum, sich an der Fütterung durch Gaben zu beteiligen. Wir sind um jedes Kilo Gerste froh, die in der Fischzuchtanstait Rorschach (beim Schlachthaus) abgegeben werden kann. Vielen Dank allen Spendern. PW

Natürlich wird durch diese sehr begrüßenswerte Aktion die Fütterung durch die Bevölkerung nicht unnötig gemacht, da der Bedarf an Nahrung äußerst groß ist. Wir hoffen, daß möglichst viele Leute den Aufruf zur Spende von Gerste befolgen und daß die «privaten Fütterer» diesen Vorschlag zur Bereicherung des Speisezettels für die Vögel beachten. Die Red.

Texte: Rorschacher Zeitung oder Ostschweiz, Februar 1963
          (gesammelte Zeitungsartikel ohne Quellenangabe)

Vogelrettungsaktionen

Seegfrörni 1963: Vogelrettungsaktion mit Kompressor zum Freihalten des Eises
Kompressor zum Freihalten des Eises

Unsere Bilder zeigen einige Szenen aus den Wasservogel-Rettungsaktionen vom vergangenen Samstag. Im Bild rechts sind Mitglieder der Schweizerischen Lebensrettungsgesellsehaft damit beschäftigt, vom Boot der Hafenverwaltung aus mit Stangen und Beilen ein großes Loch ins Eis zu schlagen. Unter die Eisschollen wird der Schlauch des Kompressors geführt, damit die Preßluft die Eisschollen wegschwemmt. Deutlich erkennbar ist auf der rechten Hälfte des Bildes der «Springbrunnen», der von der aufsteigenden Luft gebildet wird. Die Wasservögel, denen dieses Spiel am Anfang noch unheimlich war und die sich wohl auch wegen des Lärmes und der Menschenansammlung auf die Eisschollen flüchteten, kehrten wenig später zurück und fühlen sich jetzt recht wohl selbst wenn auch der Kompressor in Betrieb ist.

Das Bild unten links zeigt den Taucher der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft, der sich einen Gummianzug übergezogen hat, um zwei sonst unerreichbare, eingefrorene Vögel vom Eis zu lösen. Nach der Rückkehr aus dem kalten und nassen Element steht er wieder auf «sicherem» Eis.

Seegfroerni 1963: Vogelrettungsaktion, Taucher im Gummianzug
Taucher im Gummianzug

Einer der Vögel, den er in den Kübel gesteckt hat, um ihn am Land vom anhaftenden Eis zu befreien, hat sich auf dem Rückweg selbständig gemacht. Das Bild rechts zeigt den Kompressor der Firma Pedrotti, der herangebracht worden ist, um das Loch im Eis offenzuhalten und der von einer ansehnlichen Menschenmenge umgeben ist.

Gestern abend mußten wieder einige Vögel vom Eis gelöst werden. Sie wurden in den geheizten Keller des Pavillons beim Seepark, gebracht. Verschiedene Private haben auch Vögel aufgenommen. Am Abend, wurde noch ein weiteres Floß zu Wasser gelassen. Die Tiere übernachteten in einer dichten Schar auf dem Eis. Leider benützten nur wenige die Uebernachtungsmöglichkeit auf dem Floß.

Wir möchten noch einmal daran erinnern, daß auch viel Gemüse gefüttert werden soll, denn auch die Tiere leben nicht vom Brot allein. ka

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