Wie Goldach zur Hauptstrasse kam

Durch die Dorfbach-Überdeckung hat sich das Dorfbild von Obergoldach völlig verändert.

Das Bild ist alltäglich: Kolonnen von Autos verstopfen die Hauptstrasse. Die Barriere zwingt zum Warten, während der Dorfbach unter der Strasse dem See zufliesst. 1895 wurde er überdeckt. Goldach erhielt seine breite «Prachtsstrasse».

In Goldachs Verkehrsproblem, das aktuell einmal mehr diskutiert wird, nimmt die Hauptstrasse eine Schlüsselstelle ein. Täglich passieren 20000 Autos den Dorfkern. Eine Bahnunterführung könnte die Lösung sein, wäre da nicht der Dorfbach.

Ein Wildwasser

Hauptstrasse Goldach 1930, Blickrichtung nach Westen (Photo: Technische Betriebe Goldach, Copyright: Gemeinde Goldach)
Hauptstrasse Goldach 1930, Blickrichtung nach Westen (Photo: Technische Betriebe Goldach)

In früheren Zeiten soll der Dorfbach als Wildwasser oft Stege und Brücken weggerissen haben. Äcker und Wiesen wurden überschwemmt. Der Bach floss nicht immer ruhig durch Obergoldach. Dem rechten Ufer entlang führte ein Fussweg, während auf der linken Seite eine schmale Strasse einen bescheidenen Verkehr für Fuhrwerke zuliess. Drei einfache Stege überbrückten den Bach und erleichterten den Verkehr unter den Goldachern.
Von besonderer Bedeutung war der Übergang zur Taverne und Bäckerei Schäfle. Dies nicht zuletzt für alle, die beim Dorfbrunnen neben dem «Schäfle» ihr Wasser schöpften.

Der Bach wird überdeckt

Hauptstrasse Goldach 1930, Blickrichtung nach Osten (Photo: Technische Betriebe Goldach, Copyright: Gemeinde Goldach)
Hauptstrasse Goldach 1930, Blickrichtung nach Osten (Photo: Technische Betriebe Goldach)

Seit der Eröffnung der Bahnstation Goldach 1886 wurde der Ruf nach der Überdeckung des Dorfbaches immer vernehmlicher. Die schweren Mehlfuhren der Bruggmühle und die noch gewichtigeren Lastenzüge der Marmorsäge verlangten nach einer breiteren Strasse. Vor 113 Jahren wurde der Bach gefasst, reguliert und mit drei Meter breiten Betonplatten überdeckt. Goldach erhielt damit seine Hauptstrasse, an der sich in der Folge Rathaus, Post, Kantonalbank und Ladengeschäfte etablierten.

Gut Ding will Weile haben

Hauptstrasse Goldach 1961, Blickrichtung nach Osten (Photo: Technische Betriebe Goldach, Copyright: Gemeinde Goldach)
Hauptstrasse Goldach 1961, Blickrichtung nach Osten (Photo: Technische Betriebe Goldach)

Ein Jahr nach der Eröffnung des Bahnhofes befasste sich der Goldacher Gemeinderat 1886 erstmals mit der Dorfbachüberdeckung. Angeregt wurde er dazu durch die Eingabe einiger Bürger. Doch technische Probleme waren nicht die Stärke der lokalen Behörde. So wurde die kantonale Regierung um Beratung, Projektentwurf und Kostenberechnung angefragt. Mit Schreiben vom 4. Januar 1887 erklärte sich diese dazu bereit, teilte aber auch gleichzeitig mit, dass wegen Andranges von dringenderen Aufträgen die Dorfbachüberdeckung noch einige Zeit zurückgestellt werden müsse. Der Aufschub gab der Gemeinde die erwünschte Gelegenheit, die Bauschuld am Bahnhofgebäude zuerst abzubezahlen, bevor man eine neue Finanzierung zu übernehmen hatte.
Am 7. Juli 1891 überreichte der Kantonsingenieur einen approximativen Kostenvorschlag. Die Gemeinde hatte mit Kosten von 56000 bis 68000 Franken je nach Art der Ausführung zu rechnen. Eine Sammlung von freiwilligen Beiträgen brachte 6000 Franken zusammen. Eine Bürgerversammlung vom 12. Mai 1895 bewilligte einen Kredit von 56000 Franken und stimmte dem Projekt grundsätzlich zu.

Ein gelungenes Werk

Hauptstrasse Goldach mit Barriere 1925, Blickrichtung nach Norden (Photo: Technische Betriebe Goldach, Copyright: Gemeinde Goldach)
Hauptstrasse Goldach mit Barriere 1925, Blickrichtung nach Norden (Photo: Technische Betriebe Goldach)

Mit der Bachüberdeckung wurde das Bauunternehmen Steinmann aus Niederurnen beauftragt. Bereits Ende 1895 war der Dorfbach überdeckt. Die Kosten beliefen sich auf 46261.81 Franken, womit der Voranschlag bestens eingehalten wurde. Zu vermerken ist schliesslich die Tatsache, dass die Offerte des Glarner Bauunternehmers die billigste war. Wie das Werk beweist, war sie auch die beste.
Dem immer mehr zunehmenden Verkehr durchs Zentrum hat die Bachüberdeckung bis heute standgehalten. 1977 wurden gefundene Schäden gründlich behoben. Die Goldacher «Prachtsstrasse» ist zumindest kein statisches Problem.

Text: Toggenburger Tagblatt, 02. Juli 2008, Autor: Franz Wick
Quelle: Josef Reck, «Goldach – aus vergangenen Tagen», 1979
1. Bild: Aus dem Buch «Goldach – aus vergangenen Tagen» von Josef Reck
2.-4. Bild: Technische Betriebe, Goldach
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Eine Lösung des Verkehrsproblems ist in Sicht. Die Goldacher Stimmbürger haben am 26. November 2017 die Baukredite der drei Teilprojekte
- Bushof beim Bahnhof, Kosten Fr. 2'145'000.- mit 74.5%
- Neugestaltung Hauptstrasse, Kosten Fr. 3'090'000.- mit 68.1%
- Verlängerung Mühlegutstrasse mit SBB-Unterführung, Kosten Fr. 11'115'000.- mit 78.0%
Ja-Stimmen zugestimmt.
Das Generationen-Projekt ist auf der Projekthomepage publiziert.

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