Ein Opfer der Neuzeit
Obwohl schon lange zum Abbruche verurteilt, wichen die engbrüstigen Häuser des ehemaligen untern Fleckens doch nur Schritt um Schritt vor dem gesteigerten Verkehr zurück. Das letzte Stück des Trischliquartiers ist nun auch niedergelegt und damit auch das letzte Hindernis für die endgültige Gestaltung des Platzes und eines hoffentlich befriedigenden Abschlusses des südlichen Häuserblocks verschwunden. Dennoch setzte der einstige Erbauer des zuletzt gefallenen bescheidenen Riegelhauses damals mit einem gewissen Stolze sein Wappen und die Jahreszahl 1678 auf seinen Haustürbogen.
Nicht umsonst drängten sich damals und bis zur Eisenbahnzeit die Häuser mit dörflicher Neugierde um den Platz, war der Kronenplatz doch auch der Postplatz der alten Zeit. Mit dem Abbruche der St.Jakobskapelle vor fast genau 100 Jahren begann der Einbruch in das alte Platzbild. Dann flüchtete sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Schmiede, die vorher vom Hause Dosenbach beherbergt war, an die Strasse gegenüber dem Löwen und wurde das lästigste Hindernis der autorasenden Zeit. Jahreszahlen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts finden sieh noch in vielen Erdgeschossen unserer Häuser südlich und nördlich von der Hauptstrasse. Sie weisen auf die Zeit hin, da im Flecken ein besonderer Wohlstand aufzugehen begann. Viele alte Holzhäuser verschwanden und machten wohlgefügten Riegel- und Steinhäusern Platz.
Es war die Zeit des aufstrebenden Leinwandhandels, der um das Jahr 1610 von Abt Bernhard mit grossen finanziellen Opfern trotz der naheliegenden städtischen Konkurrenz ins Werk gesetzt wurde. Ebenso wandte nach dein dreissigjährigen Kriege Abt Pius dem Marktflecken seine besondere Sorgfalt zu. Der Marktverkehr wurde durch eine verbesserte Marktordnung lebendiger gestaltet. Die Schützen begünstigte er bei der Erbauung eines neuen Schützenhauses, das nunmehr zum Kino Palace geworden ist. Die vergrößerten kirchlichen Bedürfnisse und das gesteigerte Kunstempfinden des wohlhabend gewordenen Marktfleckens führten in dieser Periode sichtbarer Ortsverschönerung auch zum Umbaue der Kolumbanskirehe. Dabei erhielt der Turm den achteckigen Aufsatz mit den zwei Hauben, über deren vorzüglich wirkenden Abschluss wir uns heute noch freuen dürfen (1693/94).
Anstelle des abgebrochenen Hauses steht heute das Haus des Uhren- und Bijouterie-Geschäftes Weissen AG.
Text: F. Willi
Fotos: Koch und E. Keller
Buchtitel: Rorschacher Monatschronik 1937, Nr.3, S.17-19
Copyright: 1937 by E. Löpfe-Benz, Rorschach
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