Rorschacher Schülerinnen kritisieren 1942 die Flüchtlingspolitik des Bundesrates

22 Sekundarschulmädchen gegen einen Bundesrat
22 Sekundarschulmädchen gegen einen Bundesrat

Am 7. September 1942 empörten sich Heidi Weber, Rosmarie De Lucca (damalige Gansner) und 20 unterzeichnende Rorschacher Sekundarschülerinnen über die Flüchtlingspolitik des Bundesrates. In ihrem Brief prangerten sie diese herzlose Flüchtlingspolitik an, welche zahlreiche jüdische Männer, Frauen und Kinder an der Schweizergrenze in den sicheren Tod schickte. Die Rorschacher Sekundarschülerinnen hatten aus dem «Ostschweizer Tagblatt» erfahren, dass einer jüdischen Familie die Flucht vor Nazideutschland über den Jura in die Westschweiz glückte, diese aber in der Folge aufgegriffen wurde und wieder über die Grenze in den sicheren Tod geschickt wurde.

Der Bundesrat schloss im August 1942 die Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Heute weiss man, dass die Bundesbehörden bereits 1941 Kenntnis von den systematischen Massentötungen der Juden in Europa hatten.

In seinem Buch «Geschichten aus der Hafenstadt» hatte Othmar Elsener erstmals diese Geschichte der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Aus heutiger Sicht ist kaum zu glauben, wie stark der Bundesrat während des 2. Weltkrieges unter Druck stand und wie heftig die Reaktion auf den Brief der Rorschacher Sekundarschulmädchen ausfiel.

Der Tagesanzeiger hat in der Folge einiges zu diesem Thema auf seiner Homepage aufgeschaltet. Sogar der Originalbrief der Sekundarschulmädchen an den Bundesrat, die geharnischte Antwort des Bundesrats und das anschliessende Untersuchungsprotokoll mit der Aufforderung «... über das Vorgefallene Stillschweigen zu bewahren».

Es sollte möglichst nichts an die Öffentlichkeit getragen werden!

Hier noch zwei weitere interessante Artikel aus «Der Sonntag» vom 5.2.2013.

Holocaust: Weshalb sieht die Schweiz diese Bilder erst heute

Holocaust: Das Verhör der Rorschacher Mädchen

Die ganze Geschichte ist in ihrem historischen Kontext zu sehen. Hitlerdeutschalnd war eine akute Bedrohung und man wollte eine aussenpolitische Provokation um jeden Preis verhindern.

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