«Rietberg» – ein geschichtsträchtiges Haus wurde saniert
Seit Oktober letzten Jahres erstrahlt die Villa Rietberg in neuem Glanz. Ein markantes Objekt unserer Gemeinde bleibt so für die Zukunft erhalten. Doch es brauchte einiges, bis es so weit war.
Etwas Geschichte
Auf einer weiten Wiese, abgeschirmt durch hohe Bäume, überragen vier Türme das rote Backsteinhaus. Wer um die Jahrhundertwende ein «besseres» Haus bauen wollte, der wählte roten Backstein.
Ein gewisser C. F. Billwiler liess das Haus Rietberg im Jahre 1884 bauen und wollte ein Hotel mit Blick auf den Bodensee daraus machen. Der Traum vom Kur- und Erholungsraum Rorschach und Umgebung war jedoch bald ausgeträumt. In eben jenen Jahren begann man mit dem Bau der Feldmühle und auch mit anderen Industriebauten. In nächster Nähe der Hotel-Villa entstanden eine Rollladenfabrik, ein Hobel- und Sägewerk und etwas später eine Parketterie. Die Stadt St.Gallen wählte das Rietli als Standort für ihr Pumpwerk (1895) und das Gaswerk (1903). Das alles war zu viel Lärm und Betrieb für ein Hotel. Das Haus wechselte denn auch in den ersten zwei Jahrzehnten sieben Mal den Besitzer. Dann wurde es zum bleibenden Aufenthaltsort einer Familie Wirth.
Aufgabe und Pflicht der nachfolgenden Generation
Professor Dr. Josef Reck schreibt in seinem 1979 erschienenen (vergriffenen) Buch «Goldach aus vergangenen Tagen» über die alten Herrenhäuser. «…das zugewanderte Volk lebt im heutigen Alltag (…) ihm geht die Bindung an Alt-Goldach ab und damit Verständnis und Wertschätzung jener Einrichtungen, die von bodenständigen Siedlern und Bewohnern geschaffen und der Nachwelt als kostbares Gut hinterlassen und als Erbgut anvertraut wurden, das zu erhalten und zu mehren Aufgabe und Pflicht der nachfolgenden Generation ist.»
Es scheint, dass die Familie Scheuermann diese Aufforderung ernst nahm. Im Jahr 1983 erwarb sie die Villa Rietberg von der Erbengemeinschaft Fässler.
Renovierung und Modernisierung
Da der Innenausbau in sehr schlechtem Zustand war (sanitäre Einrichtungen, Heizung, Isolationen, elektrische Anlagen), musste das ganze Haus saniert werden. Auch die Raumeinteilung entsprach nicht den heutigen Lebensverhältnissen. Die Zimmer waren so angelegt, dass sich Küche und Bad auf der sonnigen Südseite befanden. Aus den Wohnzimmerfenstern auf der Nordseite konnte man auf den Bodensee hinunter blicken.
Nach einem Jahr Bauzeit war die Renovation abgeschlossen. Es entstanden zwei separate Wohnungen: Im ersten Obergeschoss eine mit 4 1⁄2-Zimmern und darüber eine 5 1⁄2-Zimmer Maisonette-Wohnung.
1988 wurde auf der Südseite ein gläserner Balkon angefügt. Er ist heute mit immergrünen Pflanzen überwachsen und ergänzt wunderschön das Gesamtbild des Hauses.
Das Dach – das Tüpfelchen auf dem i
In den letzten Jahren zeigte sich, dass das Dach immer wieder undichte Stellen aufwies. Wasserschäden waren die Folge. Familie Scheuermann beschloss, das gesamte Dach zu ersetzen. Anfangs August 2003 wurde das ganze Haus eingerüstet, was wegen der vier Türme nicht ganz einfach war.
Dann wurde die alte Eindeckung, die noch aus asbesthaltigem Eternit bestand, entfernt. Ebenso weggeschafft wurden alle alten Blechteile und durch neu angefertigtes Kupferblech ersetzt. Der Aufbau des neuen Daches besteht aus einer Folie, 10 cm Isolation, der Lattung und darüber der Eindeckung mit Eternitplatten.
Die Arbeiten konnten bei optimalen Wetterbedingungen durchgeführt werden und dauerten nur zwei Monate. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, freuen sich Scheuermanns, dass sich auch die werterhaltende Investition in die Dachrenovation gelohnt hat. Die Heizungseinstellung liess sich um einiges reduzieren, ohne Einbusse des Wohnkomforts.
Nun also leuchtet der «Rietberg» vollends in neuem Glanz. Ein ausdrucksvolles Objekt der Gemeinde Goldach bleibt so für die Zukunft erhalten.
Text: Gabrielle Hanselmann
Fotos: Rolf Scheuermann
Originalartikel im Wellenbrecher Nr. 55 vom Januar/Februar 2004
Copyright: Gemeinde Goldach
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