Das Rathaus Goldach

Rathaus Goldach, erbaut 1914/1915
Rathaus Goldach, erbaut 1914/1915

Ich möchte gleich mit den Worten unseres Dorfchronisten, Dr. Josef Reck, beginnen: «Das Rathaus Goldach, erbaut 1914/1915, ist das letzte in Goldach erbaute Herrenhaus der alten Zeit.»

Vor der Gründung des Kantons St.Gallen waren Ober- und Untergoldach eigene Hauptmannschaften (Ortsgemeinden). Bei der Bildung der politi­schen Gemeinden wurden sie vorerst Mörschwil zugeteilt, bevor Goldach im Jahr 1826 auf eigenes Begehren eine selbständige politische Gemeinde wur­de.

Ein eigenes Rathaus besassen die Goldacher aber lange nicht. Erst am 12. März 1887 kaufte der damalige Gemeinderatsschreiber Karl Helbling das im Jahre 1872 von Josef Anton Hättenschwiler erbaute Herrenhaus samt Park gegenüber dem Restaurant Krone (beim Kreisel) und richtete darin die Gemeindekanzlei ein.

Hatte Goldach im Jahr 1850 noch 785 Einwohner, so nahm die Bevölkerungs­zahl in den folgenden Jahren rasch zu, auf 2‘278 im Jahr 1900 und auf 4‘007 im Jahr 1910. Die alte Kanzlei Helbling wurde langsam aber sicher zu klein, da das grosse Bevölkerungswachstum zu­sätzliche Aufgaben beispielsweise in Wasser- und Elektrizitätsversorgung, im Strassenbau usw. mit sich brachte.

So reifte der Wunsch nach einem eige­nen Rathaus. Aber wo sollte dieses stehen? Ein Rathaus in Ober- oder gar in Untergoldach hätte die eine oder die andere Dorfgemeinschaft abgelehnt, da das Einvernehmen auch lange nach der Zusammenführung zur politischen Ge­meinde nicht immer das beste war.

Die Lösung ist verblüffend und lässt sich auf einfache Weise nachvollziehen:

1. Nehmen Sie eine massstabsgetreue Goldacherkarte und einen Zirkel.

2. Stecken Sie die Nadel auf den Punkt Hauptstrasse 2 und öffnen Sie den Zirkel zum südlichsten Grenzstein von Goldach beim Eschlenwaldbach.

3. Drehen Sie den Zirkel nach Norden – und Sie treffen metergenau den nördlichsten Grenzpunkt bei der Goldachmündung.

Eine einfache wie geniale Lösung er­möglichte es den beiden Ortsteilen, dem grosszügigen Neubau an der Hauptstrasse zuzustimmen. Ein Kom­promiss, bei dem sich die Parteien buchstäblich in der Mitte trafen.

Text: Heiri Bärlocher
Originalartikel im Wellenbrecher Nr. 69 vom November/Dezember 2006
Copyright: Gemeinde Goldach

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