Theo Glinz - Der Künstler und sein Werk

Theo Glinz - Der Künstler und sein Werk
Theo Glinz

Die Begegnung mit Bildern, den Gemälden, den seltenen Aquarellen, den vielen Federzeichnungen von Theo Glinz, lässt jedes Mal in uns einen frohen Ton erklingen. Es mag vielleicht naiv erscheinen, wenn man dies so einfach, so ohne Prätention sagt. Wenn man versucht, hinter das Geheimnis dieser Bilder zu kommen, warum sie diese frohe Kraft schenken und in uns diese beglückende Stimmung wecken, warum sie uns jene merkwürdige Verwandlung geschehen lassen, dass unsere trübe oder gleichgültige Haltung zu schwinden beginnt und das Lebendige erklingt und diese Magie der Farben, diese oft zu überquellende Farbenpracht zu wirken beginnt, so scheint es zuerst auf den ersten Blick, als liege gar kein Geheimnis über diesen Bildern, als zeigten sie sich offen und erklärbar, so wie das Land, es ist einfach schön und wirken durch sein Nur-Dasein. So sind nämlich die Werke von Theo Glinz: es sind keine Zerstückelungen, nicht Ausdruck von Wirrnissen und Düsternissen, es sind keine psychoanalytischen Versuche, die uns interessant, an regend erscheinen mögen, aber im Seelischen nur trüber und ärmer machen. In seinen Werken lebt die Freude am Irdischen Dasein, an Licht und Wasser, an Baum und Gras, die naive Hingabe an alle Kreatur. Es ist im weitern eine gesunde Romantik in seiner Art, die vielleicht nicht zeitgemäß und der Mode entsprechend, aber zeitlos ist, beim sonders bemerkenswert in seinen Illustrationen zu den Märchen der Lisa Tetzner zu E. T. A. Hoffmann`s phantastischen Novellen; gerade hier wird uns ein bestimmender Zug des Glinz'schen Wesens, seine romantische Haltung, seine Verzauberung in Märchen, Kindheit, Wunder, Waldeinsamkeit beglückend offenbar. Es sind verschiedene Kräfte, die das Werk von Theo Glanz bestimmen und ihm das Maß geben. Da ist einmal die Landschaft, das Land am Bodensee mit seiner blauen Meerweite Blau ist eine Lieblingsfarbe von Theo Glinz und den blühenden Obstarten am st. gallischen und thurgauischen Ufer, dann die verborgenen Schönheiten des Rheintales und dazu das braune, warme Land im Süden, wo Kastanie, Herdfeuer, Sonne und sorgloses Leben in vielem dem Maler Theo Glinz gemäß sind. Dazu gehört aber auch sein Heim, mit diesen weiten, hohen Räumen, die nach Bildern verlangen, Räume, die erzählen aus vergangener Zeit und die voller Wärme, Stil und Tradition Sind, in denen man geborgen und doch nicht außerhalb der Welt, sondern im Wirken dieser Zeit steht, über der Türe aber dürfte das schönste Wort eines Heims stehen: Gastlichkeit. Und damit kommen wir zur zweiten bestimmenden Kraft im Werke von Theo Glinz. Das ist sein Wesen, das sich durch die Güte, das Gelten lassen und den Humor auszeichnet, einem Humor, der nicht oberflächlich wuchert, sondern aus einem reichen Gemüt wächst; eine Person, die ihr eigenes Können nicht überschätzt, sondern um die Grenzen und die Bedeutung innerhalb dieser Grenzen weiß. Es ist das Menschliche. Es ist nicht ein feierliches, ein pompöses Werk, das Theo Glinz geschaffen, es ist auch nicht erregend oder zu Diskussionen schreiend, es lebt still, liebenswürdig im Land am See. Aber es würdigt auf seine Weise das Helle, Aufbauende, das Lichte, Frohmachende und damit auch das Tröstliche.

Und sollte nicht die Kunst letzten Endes tröstlich sein?

Verfasser: Dino Larese
Buchtitel: Rorschacher Monatschronik 1950, S.138-139
Copyright: 1950 by E. Löpfe-Benz, Rorschach

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