Das Gredhaus in Steinach

Gredhaus, Steinach, Erbaut 1473. Photo: W. Burkhardt, Arbon
Gredhaus, Steinach, Erbaut 1473. Photo: W. Burkhardt, Arbon

Nach geschichtlichen Urkunden muss schon im 8. Jahrhundert eine Siedlung an der Steinach-Mündung bestanden haben, indem von einer Kirche die Rede ist, welche von St. Gallen aus bedient wurde. Es soll damals schon ein Damm am See vorhanden gewesen sein als Anlegeplatz für Schiffe. Ein Graf von Steinach, dessen Burg bei Obersteinach am Flüsschen stand, war weiser Besitzer dieser Gegend. Der Graf übte auch die gemeinen Rechte aus, ein Teil gehörte der Stadt St. Gallen. Als im Jahre 769 der heilige Othmar, Abt des Klosters St. Gallen anlässlich eines Besuches im Kloster St. Georgen in Stein am Rhein starb, wurde sein Leichnam von dort per Schiff bis nach Steinach gerudert und dann auf einem Saumweg ins Kloster St. Gallen zu rückgebracht. Die Stadt St. Gallen versuchte auch um jene Zeit in den gänzlichen Besitz der Gemeinde Steinach zu kommen, um ihren Handel über den See von Rorschach abzulenken, weil letzteres dem Kloster gehörte und zwischen diesem und der Stadt nicht immer gute Beziehungen bestanden.

Im Jahre 1473 wurde das jetzt noch stehende «Gredhaus» erbaut, welches als Getreide- und Salzlager diente, im östlichen Teil desselben soll auch eine Wirtschaft mit Herberge betrieben worden sein. Ende des 15. Jahrhunderts (1491) rief das Kloster in einem Konflikt mit der Stadt St. Gallen die eidg. Stände an. Die Stadt wurde belagert, sie konnte jedoch nicht eingenommen werden, musste aber beim Friedensschluss das Gebiet von Steinach an die Eidgenossen abtreten. Abt Ulrich Rösch brachte darauf Steinach durch Kauf von den Eidgenossen an das Kloster. Als die Rorschacher 1557 das Aebtische Stift Mariaberg verbrannten, verlegte Fürstabt Diethelm den Verkehr soviel als möglich nach Steinach und ließ zu diesem Zwecke den Damm vergrössern. Es scheint demnach Ruhe geherrscht zu haben, denn erst 1798, als die französische Revolution auch die Schweiz durchflutete, kam Steinach wieder in den Besitz der Stadt St. Gallen. Doch schon ein Jahr später, als die Oesterreicher die Franzosen aus den Bodenseegauen vertrieben, wurde Steinach wieder dem Kloster einverleibt. 1805 wurde es vom Kanton St. Gallen übernommen und der Handel auf dem Platze Steinach blühte noch einige Jahre. Wie anderorts verschwand jedoch die Herrlichkeit von hier, als die Bahnverbindung Rorschach-St. Gallen kam. Der Damm war baufällig und wurde in den Jahren 1880 abgebrochen. Das ehemalige Kornhaus dient heute als Wohnhaus und wird noch viele Jahre Zeuge des ehemaligen Verkehrs in Steinach bleiben.

Text: Alfred Harzenmoser
Buchtitel: Rorschacher Monatschronik 1946, S.53-54
Copyright: 1946 by E. Löpfe-Benz, Rorschach

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