Die Brücke bei der Bruggmühle

Die Brücke bei der Bruggmühle Goldach
Brücke bei der Bruggmühle

Die spärlichen Aufzeichnungen im Stiftsarchiv lassen die Schwierigkeiten erahnen, die Ulrich Rösch beim Bau der Goldachbrücke und bei der Strassenführung den Schlipf hinauf zu meistern hatte. Obwohl die Brücke über die Goldach und der neue Strassenzug den Goldachern den Weg in eine «goldene Zukunft» freimachte, sperrten sich die Bauern gegen jegliche Mithilfe und sei es nur durch Abtretung des nötigen Bodens; ihnen genügten die bestehenden Feld- und Ackerwege vollauf. Die Bürger der Stadt St.Gallen hatten durch Meister Toni Frei 1467 eine Brücke im Martinstobel errichtet; sie hatten kein Interesse am Äbtischen Brücken- und Strassenbau, der so gar nicht ihrem Leinwandhandel und ihren weitgesteckten politischen Zielen dienlich war. Daher wurde die Strasse wo möglich über die Klostergüter und das Gemeinde- und Pfarrpfrundgut geführt. Darum erwarb das Kloster Besitzrechte an der neuen Strasse. Ulrich Rösch selber gewann 1487 durch Tausch mit dem klostereigenen Holz im Witen den Boden, auf dem die Brücke steht und sein Nachfolger Gotthard Giel erkaufte 1492 um 4 lb ein Äckerlein vor der neuen Brücke, «darüber eine Landstrass zu derselben Brugg gemacht ist».

Der Schwerverkehr benützte wie bis anhin die Furt neben der Brücke, über die vor allem Berittene und Botengänger gingen, bis die Unwetter von 1691 und 1700 mit ihren «Wasser güssinen» Brücke und Furt unbrauchbar machten und die bis anhin niederen Ufer zu steilen Böschungen umformten. Die neue Brücke musste nun den ganzen Verkehr — auch den der schweren Lastenfuhren — ermöglichen. Und gerade dieser Schwerverkehr nahm in ungeahnter Weise zu, seitdem Rorschach und sein Kornhaus zum grossen Umschlagplatz für das Korn jeder Art für die ganze östliche Eidgenossenschaft geworden war. Der Ausbau der Ulrich-Rösch-Strasse durch Abt Beda hob die Bedeutung des Goldach-Überganges noch mehr; wurde doch die Beda-Strasse zum östlichen Endstück der künftigen schweizerischen Verkehrstraversale Bodensee—Genfersee, und unsere Goldachbrücke wurde ein wichtiges, nicht mehr wegzudenkendes Bindeglied derselben. Das Strassengesetz des jungen Kantons St.Gallen von 1837 reihte die Bedastrasse unter die Staatsstrassen ein, für die der Kanton aufzukommen hat. Um dem wachsenden Verkehr besser gerecht zu werden, wurde die dem Gelilnde angepasste Strasse neu angelegt. Die Brücke wurde zirka 250 m südlich neu errichtet und 10 m über dem Goldachfluss geführt. 1840 war das Werk vollendet. Niemand gedachte mehr der alten Furt und äbtischen Strasse; ein Kommen und Gehen zog über die Brücke; das Industriezeitalter war angebrochen, und Goldach ging über die neue, stolze Brücke einer grossen Zukunft entgegen: die via strata, die Staats strasse führte geradewegs in das noch in Nebel verhüllte Neuland.

1658 hatte Abt Gallus Alt die Untere Bleiche im Riet eingerichtet. Zur grösseren Bequemlichkeit des Bleichebetriebes gab er 1687 seinem Statthalter auf Mariaberg Anweisung, auf Kloster-Kosten eine Brücke über den Schwärzebach (Grenzbach der Gemeinden Rorschach und Goldach) zu schlagen und einen Fahrweg bis zur Bleiche im Riet herzurichten. Erst 1810, zur Zeit der Helvetik, wurde der Fahrweg zur Seestrasse erweitert und diese über die Goldach gegen Horn weitergeführt. Damals werden Furt und Steg durch eine Brücke ersetzt worden sein. Der neue Strassenzug war nichts anderes als ein primitiver Fahrweg, ebenfalls die Brücke. Das ist nicht verwunderlich, da die Anstösser für alle Kosten aufkommen mussten. Die Brücke wurde bald durch eine solidere ersetzt. Das geschah 1829. Diese Brücke war nach Italienerart stark gewölbt, was beim damaligen Pferdefuhrwerk angehen konnte, dem schnellen motorisierten Verkehr aber nicht mehr entsprach. Deshalb wurde der Schwärzebach eingedolt, die Brücke über den Goldachfluss ohne die alte Wölbung neu gebaut. Die Seestrasse mit ihrer neuen Brücke wurde von den beiden Kantonen St.Gallen und Thurgau für einen flüssigen Autoverkehr ausgebaut und ist stark befahren, auch von Deutschen und Vorarlbergern: die Landesgrenze ist kein Haltezeichen mehr wie in der «guten alten Zeit».

Text: Josef Reck
Buchtitel: Goldach aus vergangenen Tagen, S.139-140
Copyright: 1979, Gemeinde Goldach

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